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Seit der Wende nutzte ich, bis auf einen Sommer, immer die grenzenlose Segelfreiheit des landschaftlich einmaligen Nordens Europas.
Mit meinen Booten "ALBETTA" (Eigenbau) und "ALBETTA II", eine Bavaria 300, zieht es mich immer wieder magisch nach Skandinavien. Diese einmalig schöne
Landschaft, die unkomplizierten, überaus freundlichen Menschen, das angenehme Klima und die langen Tage im Sommer lassen jeden Segeltörn zum unvergesslichen
Erlebnis werden. Faszinierend für einen Segler sind die häufig am Tag mehrmals wechselnden Wetter- und Windverhältnisse, so dass an jeden begeisterungsfähigen
Segler auch auf diesen "Meeren" zum Teil recht hohe Anforderungen gestellt werden. Die Windpalette
sorgt immer wieder für Überraschungen, trotz mehrfacher Wetterberichte am Tage. So erlebte ich in den vergangenen Jahren schon totale Flaute, aber auch 10
Windstärken. Im Skagerrak und nördlichem Atlantik kann man schon mal Wellenhöhen von gut 4 Metern, bei längerer konstanten Windrichtung auch mit einer recht
langen Dünung erleben.
Ausgangs - wie Endpunkt der Reisen sind meist Rügen oder Hiddensee. Immer wieder stellte ich nach einem wunderschönen Skandinavientörn fest, warum unbedingt in die
Ferne schweifen, die Schönheit liegt auf unseren deutschen Ostseeinseln, Usedom eingeschlossen. Es ist sehr schön zu beobachten, wie Skandinavier, Holländer,
Briten und sogar Amerikaner "unsere" Inseln entdecken und lieben lernen, da sie ja für Jahrzehnte auch für diese Segler unerreichbar waren.
Die skandinavischen Länder verfügen jedes anders über ganz eigene Reize, die einen immer wieder anziehen.
Dänemark ist ein liebliches flaches Heideland mit außergewöhnlich freundlichen Menschen. Das Wort "Sie" gibt es nicht, so fühlt man sich gleich wohl.
Schweden hat landschaftliches alles zu bieten. Von sanften Wiesen mit Sandstrand bis hin zum schroffen Gebirge. Einen besonderen Reiz für Segler haben die
unzähligen Schären. Vor der Westküste kahl in den verschiedensten Gesteinsfarben, mit Flechten bewachsen und an der Ostküste bewaldet. Auf diesen Schären findet man
nicht nur Erholung, sondern auch die verschiedenste Fauna, ja manchmal sogar Pilze im Überfluss. Durch diese Schären zu segeln ist ein besonderes Erlebnis.
Besonders von den betonnten Hauptwegen abzuweichen, vermittelt ein wildes, landschaftlich überaus reizvolles Erlebnis. Allerdings sollte man unbedingt die
Seekarten des jeweiligen Landes dabei haben. In dieser Region sollte man nachts nicht unbedingt einen sonst sehr idyllischen Hafen anlaufen, denn das Ankern an
Schären kann man in Deutschland nirgends erleben. Man kann nach dem Festmachen plötzlich auf einem Felsen in Höhe seines Verklickers sitzen. Zu später
Tageszeit in der spätabendlichen Sonne auf einem warmen Felsen über seinem Boot zu sitzen, wird ein unvergesslicher Eindruck bleiben. Ebenso schön ist es, in
klarem Wasser unter sein Boot zu tauchen und zwischen Felsen und Bootsrumpf zu schwimmen.
Beim Segeln ist immer alle Aufmerksamkeit gefordert. Manchmal kommen Felsspitzen aus tiefem Wasser bis kurz unter die Oberfläche.
An Norwegen sind die Fjorde das Reizvollste. Wenn man möchte kann man bis unter Gletscher segeln. Die Gebirge sind an der Küste noch gewaltiger als in
Schweden. Norweger übertreffen an Gastfreundschaft alle anderen Länder.
Sehr vielseitig und zerklüftet ist Finnland. Für Segler sind die Alandinseln in ihrer Vielseitigkeit an seglerischen Reiz kaum zu übertreffen.
Wer es noch einsamer haben will, segelt einfach weiter nach Norden. Die deutschen Heckflaggen werden hier schon eine Rarität.
Mich trieb es dieses Jahr zum größten Teil einhand von Rügen, Hiddensee nach Bornholm. Weiter über Christiansö nach Südschweden in das Schärengebiet um
Karlskrona. Dann begleitete mich ständiger NW -Wind zwischen 4 und 8 Windstärken. 3 Tage kreuzte ich durch den Kalmarsund bei 3 Knoten Strom
gegenan. Bei anhaltendem NW gab ich meinen Plan -Stockholm- auf, umsegelte Öland um wieder nach Südschweden zurückzukehren.
Die liebliche Insel Hanö lockte mich wiedermal zu einem Spaziergang über das geschichtsträchtige Eiland. Dann legte
der Wind wiederum weiter zu. Mit bis zu 8 Windstärken und 3 bis 4 Meter hohen Wellen segelte ich nach Simrishamn (Hafeneinfahrt 12 Meter breit). Noch
stärkerer Wind zwang mich zu einem Hafentag. Weiter ging esum Südschweden herum, durch den Falsterbokanal nach Kopenhagen. Diese Stadt wirkt immer wieder
gemütlicher und offener als zahlreiche andere Hauptstädte. Über Klintholm, Darss, Hiddensee, Rügen, Usedom, Swinemünde, Stettiner Haff,
Stettin, ging es dann wieder mit der nun zur Routine gewordenen Kanalfahrt zurück nach Berlin an den Müggelsee, wo "ALBETTA II" nun wieder ihren
Winterschlaf verbringt. Das Boot hat aber schon wieder Sehnsucht nach den Norden, den es auch bestimmt wieder sehen wird.
Albrecht Krieger